TSF-W (Fahrzeug der Jugendfeuerwehr)

Das Credo der Ausbildungsleitung der Feuerwehr Farnheim lautet: „Die Güte der Ausbildung misst sich an der Ausstattung“. Da die Nachwuchsarbeit bekanntermaßen die schwierigste ist, gibt es derzeit sechs Standorte, an denen Jugendliche an die umfangreichen Arbeiten der Feuerwehr herangefürt und ausgebildet werden. Sämtliche Stützpunkte der Jugendfeuerwehr in Bergedorf, Harmsdorf, Laabsen, Lohstedt, Loy und Westend) haben übrigens je einen MTW als Transportfahrzeug.

Seit kurzem aber steht den Abteilungen der Jugendfeuerwehren zu Ausbildungszecken auch ein eigenes Löschfahrzeug zur Verfügung. Es unterscheidet in Punkto Beladung sich nicht von einem großen ,“echten“ Fahrzeug. Entsprechend groß war dann auch die Begeisterung der Jugendlichen als ihnen ihr erstes, eigenes Löschfahrzeug feierlich übergeben wurde. Nun können die verschiedenen Einheiten der JF die Handhabung mit den Gerätschaften noch intensiver erlernen. Zur Ausbildung gehört aber auch nach getaner Arbeit die Ausrüstung zu reinigen, zu pflegen und schließlich die Einsatzfähigkeit wieder herzustellen. Zudem stärkt es das ohnehin schon hohe Zugehörigkeitsgefühl des jungen Nachwuchses zur Feuerwehr.

Das Fahrzeug, ein Tragkraftspritzenfahrzeug mit einem 600 L fassenden Wassertank (kurz: TSF-W), konnte vor einiger Zeit günstig von einer Freiwilligen Feuerwehr aus dem Umland erworben werden und wurde in den eigenen Zentralwerkstätten wieder technisch Instand gesetzt und ausgerüstet. Pilotiert wird das Fahrzeug natürlich von den erwachsenen Ausbildern.

Mir kam jüngst Idee, dass man aus der DoKa (Doppelkabine) durchaus noch mehr machen könne als nur einen LKW mit profaner Pritsche und Plane. So schuf ich einen weiteren Aufbau für diese Transportervariante. Heraus kam ein kleines (das kleinste genormte) Löschfahrzeug. Obwohl mir der Zweck dieses Modells zunächst nicht klar war, da ein solch kleines Löschfahrzeug nicht in mein Fahrzeugkonzept meiner städtischen Feuerwehr passt, kam mir schließlich die Idee mit der Jugendfeuerwehr. Sicherlich können die Mitglieder:innen der JF auch an jedem anderen Fahrzeug der FF oder der BF ausgebildet werden. Das wäre realistischer. Aber die Feuerwehr Farnheim wäre nicht die Feuerwehr Farnheim, wenn sie ihrem Nachwuchs nicht auch ihr eigenes Löschfahrzeug zur Seite stellen würde. Ich jedenfalls hätte als Jugendlicher „mein persönliches“ Löschfahrzeug ordentlich gefeiert.

Video

Feuerwehren in der Schweiz – Das Ausbildungszentrum Andelfingen (2)

FWCH023Oben: Die Übungsanlage in Vollbrand. (Zum Vergrößern auf das Bild klicken)

Während am Freitagabend die Jugendfeuerwehr noch mit nur einem TLF einen Gasbrand bekämpfte, war es am nächsten Tag bei Orts- und Stützpunktfeuerwehr schon ein Verkehrsunfall, dessen Feuer auf das Gebäude übergreift. Hierzu kam von der Stützpunktfeuerwehr Weinland noch ein Pionierfahrzeug (PIF) mit einem kompletten Einsatztrupp angereist. Auf Grund des Besucherandrangs mussten der Einsatzleiter und sein Gehilfe zu Fuß zum Einsatzort gehen. Gleich erging es den rund 30 Mann die nun gleichzeitig einen Brand löschen und einen Verletzten retten mussten. Die Aufgabenverteilung ist eindeutig: Die Ortsfeuerwehr Andelfingen ist für den Brand im zweiten Stock des Gebäudes verantwortlich, die Stützpunktfeuerwehr Weinland übernimmt das Kommando und mit Hydraulikspreizer und -zange die Rettung des Autofahrers. Die Erfahrung als Autobahnstützpunkt kam den Einsatzkräften zu Gute und nach rund 15 Minuten waren der Verletzte in Sicherheit und alle Brände gelöscht. Dank dem Kommandanten der Feuerwehr Andelfingen wurden alle Zuschauer über die genauen Arbeitsabläufe und das Eintreffen – aus Platzgründen nicht vorhandener – weiterer Einsatzkräfte informiert.

Als beinahe perfekt erwiesen sich für die Zuschauer die Balkone der angrenzenden Übungsgebäude. Den Blick aus dem dritten Stock nutzte auch ich am Sonntag um die dritte und größte Vorführung mit der Kamera zu dokumentieren.

Um halb zwei Uhr Nachmittags begrüßte der Kommandant die Messebesucher zum letzten Mal zu einer Feuerwehrdemo. Das Szenario war gleich wie am Vortag, nur dass diesmal noch etwas mehr Bezug zur Realität hergestellt wurde. 90 Sekunden nachdem der „Augenzeuge“ die 118 gewählt hat, fuhr der First Responder mit dem leitenden Offizier auf den Schadensplatz und begutachtete die Sachlage, bevor nach einer weiteren Minute das TLF mit 10 Mann Besatzung eintraf. Kurze Zeit später kam aus einer Seitenstraße auch schon das PIF, gefolgt von einem Ford MTW, angefahren und rangierte, dicht an den Zuschauern vorbei, auf den abgesperrten Übungsplatz. Nach kleinen Startschwierigkeiten mit dem Löschangriff verlief der restliche Einsatz reibungslos. Während mit einem Elektrolüfter das Treppenhaus vom Rauch befreit wurde, begannen zwei Trupps mit Schnellangriff den Brand am Auto zu löschen. Weitere Einsatzkräfte stützen das umgestürzte Fahrzeug ab und begannen am anderen Fahrzeug mit dem Abtrennen des Daches. Während drei Mann unter Atemschutz das Treppenhaus betraten, um an den Brand im zweiten und dritten Stockwerk zu kommen, trugen vier Mann den Verletzten aus der Gefahrenzone, wo ein weiterer Feuerwehrmann bereits mit einem Rettungsrucksack wartete.

FWCH028Oben: Entfernung des Autodaches. (Zum Vergrößern auf das Bild klicken)

Schon bald hörte der Kommandant über Funk „Das Feuer ist aus“ und er erklärte die Übung für beendet. Nun stand auch der Junglenker wieder von der Bahre auf und verließ den Platz. Ein letztes Mal galt es nun für dieses Wochenende die Schläuche aufzurollen und die Scherben zusammen zu kehren. Die beiden Unfallfahrzeuge wurden fachgerecht mit dem Gabelstapler wieder zurück zu den anderen Übungsautos gebracht.

Wenn auch die Feuerwehren Andelfingen und Weinland noch etwas größere Fahrzeuge hätten zeigen können, waren diese Vorführungen für mich garantiert ein Highlight des Jahres.

(Zu Teil 1 des Artikels)

Zu guter letzt noch Bewegtbilder von der Übung:

Weiterführende Links:

Text & Fotos: Adrian Matzinger, Schweiz