
Viele von Euch werden sich sicher nicht erinnern können – so auch ich nicht. Aber heute auf den Tag jährt sich die Waldbrandkatastrophe in Niedersachsen zum 50sten Mal. Sie gilt bis dato als die größte Naturbrandkatastrophe in der Geschichte der Bundesrepublik. Am Ende forderte sie insgesamt 7 Menschenleben, 82 z.T. schwerst Verletzte, hinterließ tausende verendete Wildtiere und 13.000 Hektar verbrannte Erde.
Wie alles begann
Gegen frühen Nachmittag des 08. August 1975 geriet, nahe der Ortschaft Stüde, nordöstlich von Gifhorn, ein Feuer außer Kontrolle, das sich rasch ausbreitete und im weiteren Verlauf den Elbe-Seitenkanal westwärts übersprang. In der Folge waren die damals eingesetzten Einheiten schnell mit der sich bietenden Situation überfordert. In den Anfangfangstagen entwickelten sich fast zeitgleich in der Lüneburger Heide fünf Flächenbrände zu ausgewachsenen Großfeuern.

Die Tragödie
Am übernächsten Tag war ein Löschzug aus einigen Kräften damit beauftragt, einen Brandherd, der sich anschickte, die Ortschaft Meinersen zu bedrohen, östlich davon an der B 188 zu bekämpfen. Nachdem das Feuer kurz vor der Ortschaft schließlich gestoppt werden konnte, drehte urplötzlich der Wind, frischte rasant auf, und aus den Flammen wurde in Sekundenschnelle eine tobende Feuersbrunst. Den fünf Wehrleuten aus Fallersleben (heute ein Stadtteil Wolfsburgs) und Hohenhameln, die mit einem Tanklöschfahrzeug im Wald Stellung nahmen, um einige Brandnester abzulöschen, schnitt die Flammenwand in buchstäblicher Windeseile sämtliche Fluchtwege ab, und sie kamen in der Folge dabei ums Leben. Auch ein herbeigeeilter Aluette-Hubschrauber konnte den Eingeschlossenen nicht helfen, da er über keine Rettungswinde verfügte.

Ein Modell erinnert an den Tag
Diese Tragödie war auch die folgenschwerste während der gesamten Waldbrandkatastrophe. Das nachfolgende kleine Diorama zeigt genau jene Situation, wie sie sich gg. Mittag, kurz bevor sich der Wind folgenschwer drehte, bei Meinersen zugetragen haben soll: Die Kameraden waren gerade dabei einige Feuer, die die Ortschaft bedrohten, im Unterholz abzulöschen. Auf der Landstraße stand der Rest des alarmierten Zuges im Bereitstellungsraum oder begann selbst mit Löschmaßnahmen von der Straßenseite aus. Die Lage erschien zunächst unter Kontrolle. Ein Trugschluss.
Ein kleines Diorama im Maßstab 1:87 zum 40. Jahrestag inspirierte mich, diese Situation zehn Jahre später aus LEGO® darzustellen. Was also lag näher, die Fahrzeuge auch in meinem bevorzugten Maßstab zu bauen? Auf einer Fläche von ca. 25 x 50 cm (zwei 32er Baseplates) entstand schließlich der nachfolgende kleine Ausschnitt im Modell.




Zugegebenermaßen, reale Größenverhältnisse hätten den Präsentationsrahmen gesprengt. Somit zeige ich nur einen kurzen Teil der Bundesstraße, an der exemplarisch zwei der alarmierten Fahrzeuge stehen sowie den von der Landstraße abgehenden Waldweg und die Stelle, an der sich ein Tanklöschfahrzeug (TLF 8) zum oben beschriebenen Zeitraum an der Einsatzstelle „Leiferder Weg“ befand. In Wirklichkeit liegt die Unglücksstelle rund 500 Meter tief im Wald, also erheblich tiefer, als hier dargestellt. Somit herrschte auch kein Sichtkontakt mit den Kräften, die an der Straße eingesetzt waren.
Genau diesen fehlenden Sichtkontakt wollte ich, wegen der kurzen Distanz im Modell, über einen üppigen Bewuchs am Straßenrand erreichen. Was durchaus funktioniert, wenn man sich als Betrachter auf Augenhöhe der Minifigs begibt. Jede von ihnen ist mit einer Aufgabe betreut: eine Figur kümmert sich um die Wasserversorgung, der Maschinist überwacht den Betrieb der Pumpe Im Heck des TLF 8 im Wald und an der Straße macht man sich indes für Löschmaßnahmen bereit, während der Zugführer die zuständige Leitstelle zu erreichen versucht.












Die Idee zu einem Modell kam mir bereits 2023. Es folgten Recherche, Planung und Teilebeschaffung. Als Erstes baute ich ein paar zeitgenössische Fahrzeuge. Vor allem solche, die sich damals auch an der Einsatzstelle befunden hatten:
- LF 16-TS (ZS), Magirus-Deutz F 115 D 10 A, (unbekannte Herkunft)
- TLF 8/8 (ZS), Mercedes-Benz U 404 S, FF Wolfenbüttel
- KdoW (ZS), DKW Munga, (unbekannte Herkunft)
Das Unglücksfahrzeug
Das betroffene Fahrzeug war in der sog. „Frankfurter Lackierung“ hergerichtet. D. h. mit weißem Kabinenoberteil und hinteren weiß abgesetzten Fahrzeugecken mit durchzogenen roten Diagonalstreifen. Somit habe ich mir aber erlaubt, aus Klebefolie die vorbildgerechten Streifen aus Klebefolie anzubringen. Das TLF 8 war auch das erste Fahrzeug, das lange vor der Landschaftsgestaltung fertig wurde und erhielt mit der Zeit noch einige kleine Detailverbesserungen. Selbst noch, als die meisten Dioramafotos bereits im Kasten waren. Über die Zeit sammelte ich benötigte Vegetationselemente zusammen, damit daraus auch ein entsprechend bewachsener Waldabschnitt aus hohen Kiefern und einiges an Unterholz entstehen konnte. Situationsgemäß ist auch ein Bereich des Waldes verbrannt und der Erdboden raucht hier und da noch ein wenig nach. Die Hitze steckt also noch in Gehölz und Böden. Und mittendrin die Wehrleute, die um das Fahrzeug herum vereinzelte Bodenfeuer bekämpfen.




Warum die Heide brannte
Zur Erinnerung: In jenen zehn Tagen im August brannte es im südöstlichen Niedersachsen (genauer gesagt in den Landkreisen Celle, Gifhorn und Lüchow-Dannenberg) an rund 300 Stellen, und die Feuer hinterließen am Ende insgesamt rund 13.000 Hektar verbrannter Wald-, Moor- und Nutzflächen. Zur Katastrophe kam es, weil zum einen die vorausgegangenen Witterungsbedingungen mit heißen Tagen und tropischen Nächten, in denen das Thermometer nicht unter die 20-Grad-Marke fiel und alles Land verdorrte. Zum anderen lag, seitdem der Orkan „Quimburga“ im November 1972 weite Strecken des Landes verwüstete, noch jede Menge altes Sturmholz und vertrocknetes Geäst in den Wäldern, das noch nicht beseitigt worden war. Zudem galt die vorherrschende Kiefer, als bevorzugte Vegetationsart, als eine obendrein besonders brandgefährdete Nadelholzart. Die Gesamtbedingungen für ein solches Feuer waren also überaus ideal. Hinzu kamen während des Einsatzes Kompetenzgerangel in den Führungsebenen der Feuerwehren, organisatorisches Chaos vor Ort, schlechte Kommunikation und Ausrüstung und eine beträchtliche Fehleinschätzung der Gesamtsituation vor allem in den Anfangstagen. Darüber hinaus lösten fahrlässige und tw. gar vorsätzliche Brandstiftung sowie der Funkenflug eines Heißläufers an einem Zugwaggon andernorts weitere verheerende, teils großflächige Brände aus. Erst als der damalige Lüneburger Regierungspräsident Hans-Reiner Frede am Abend des 10. August den Katastrophenfall ausrief, rollte die dringend benötigte Unterstützung aus dem gesamten Bundesgebiet an.
Zahlen mit vielen Nullen
Am Ende waren ingesamt rund 20.000 Einsatzsatzkräfte von Feuerwehr, Polizei, THW, den Rettungsdiensten und sonstigen Hilfs- und Katastrophenschutzorganisationen, dem Bundesgrenzschutz aus dem gesamten Bundesgebiet sowie weitere 11.000 Soldaten mit 360 Panzerfahrzeugen der Bundeswehr in jenen Tagen im August ’75 im Einsatz und evakuierten vorübergehend, neben den Löschmaßnahmen, rund 3.000 Menschen aus akut gefährdeten Ortschaften.
Die Lehren daraus
In den Jahren und Jahrzehnten danach wurde auf allen Ebenen viel aufgearbeitet, um eine solche Katastrophe nicht noch einmal geschehen zu lassen. So installierte man an verschiedenen Stellen im Waldboden unterirdische Tanks mit mehreren zehntausenden Liter Wasser als Zapfstellen für Löschfahrzeuge, setzte bei der Neuaufforstung mancherorts auf brandresistentere Mischwälder. Außerdem stattete man u. a. die Feuerwehren in der Folge mit allradgetriebenen Tanklöschfahrzeugen aus. Aus diesen Fahrzeugen entstand schon bald das speziell auf Vegetationsbrände ausgelegte Waldbrand-TLF (TLF 8-W), das bis 2002 in der technischen Weisung Nr. 3 des Landes Niedersachsens fixiert und damit seine Anschaffung förderungsfähig war. Zur besonderen Ausstattung gehörte auch eine Dachluke für die Löschmittelabgabe aus dem Fahrzeug heraus.
Südlich der Landstraße (B 188) erinnert heute ein Gedenkstein an die ums Leben gekommenen Feuerwehrkameraden.

Original und Modell
Das Unglücksfahrzeug, das damals der FF Fallersleben angehörte, war ein Borgward B 522 A/O (Allrad, Otto-Motor), Bj. 1960 mit einem Aufbau von Metz, Karlsruhe in der Funktion eines TLF 8 mit einem Wassertankvolumen von 1.600 Litern und einer Feuerlöschkreiselpumpe, die pro Minute bis zu 800 L bei einem Druck von 8 Bar förderte.

Der alarmierte Zug bestand aus weit mehr Fahrzeugen, deren Herkunft sich allerdings nicht mehr vollumfänglich rekonstruieren ließ:
- LF 8, Mercedes-Benz L319, FF Fallersleben
- MTF, VW Bulli T2 (unbekannte Herkunft)
- TLF 8, Borgward B 522 A/0, FF Neudorf-Platendorf (Bj. 1961)
- TLF 8/24, Mercedes-Benz LP 811, FF Lengede
- TLF 16, Magirus-Deutz, FF Velpke
- TLF 16-T, Magirus-Deutz 150 D 10 FA, FF Helmstedt
- TLF 16/25, MB 1133 LAF, FF Hohenhameln



























