TLF-W Typ N (Erprobungsfahrzeug)

Seit 2018 haben Waldbrände in ganz Europa signifikant zugenommen. In der Waldbrandleitstelle in Wyke im Landkreis Dalsterförde wurden bis zum Ende Saison 2022 insgesamt 1.157 Warnmeldungen alleine für Niedersachen herausgegeben, im Rekordjahr 2018 lag die Zahl noch bei „nur“ 514 Meldungen über den Zeitraum von April bis Ende Oktober. Somit besteht ein neuer Allzeit-Negativrekord.

Damit sich die Feuerwehren des Landes dafür in naher Zukunft besser aufstellen können hat man in Zusammenarbeit mit ihnen und dem Landesfeuerwehrverband sowie mit einem Fahrzeug- und Aufbauhersteller die „Fachempfehlung Pflichtenheft TLF-Waldbrand (Typ Niedersachsen)“ für einen neuen Fahrzeugtyp erarbeitet und festgeschrieben. Nachdem die ersten 10 Erprobungsfahrzeuge auf Basis dieser neuen technischen Anforderungen den Feuerwehren im Land Niedersachsen zur Verfügung gestellt wurden, haben sie dort das TLF-W 3500 (Typ N) weitestgehend ersetzt. Bekanntermaßen zählte auch die Feuerwehr Farnheim zu den ersten Feuerwehren, die eines dieser Fahrzeuge zugeteilt bekam. Mittlerweile steht eine zweite Tranche, die weitere 35 Fahrzeuge umfasst, vor der Auslieferung.

Bei dem Fahrzeug handelt es sich um einen UniMOC A580UF dessen 6-Zylinder-Dieselmotor 174 KW (236 PS) leistet. Der permanente Allradantrieb macht das rund 13 Tonnen schwere Fahrzeug auch für äußerst unwegsames Gelände einsatzfähig. Der eingebaute, tiefliegende Löschwassertank fasst 3.000 L, der Sicherheitstank für die Selbstschutzanlage weitere 360 L, und der integrierte Schaummitteltank nimmt 140 L auf. Die Kreiselpumpe ist eine kombinierte Hoch-/Niederdruckpumpe und für den „Pump and Roll“-Betrieb ausgelegt. Sie fördert im Normalmodus 2.000 L/Min. bei 10 bar; im Hochdruckbetrieb 250 L/Min. bei 40 bar. Die Besatzung beträgt 1/3. Durch eine Dachluke kann mittels handgeführten Hohlstrahlrohren Löschmittel ausgebracht und/oder der Dachwerfer manuell bedient werden. Zusätzlich schützt die Besatzung in Inneren eine 300bar-Atemluftflasche über Versorgungsschläuche mit Atemanschlüssen.

Neben dem Haupteinsatzgebiet bei Wald- und Flurbränden lässt sich das Fahrzeug auch bei Hochwasserlagen nutzen. Dazu ist es mit bis zu 1,2 Meter Wassertiefe watfähig und kann auf dem verstärkten Aufbaudach bei einer Evakuierung aus überschwemmten Gebieten bis zu 10 Personen befördern.

Wer hätte das gedacht. Das alte Modell war bereits auch wieder vier Jahre alt. Und natürlich blieb auch die technische Entwicklung im „real life“ nicht stehen, sodass es Zeit für eine Überarbeitung wurde. Und tatsächlich wurde die Neuauflage kein kompletter Neubau, sondern es blieben weite Teile des Vorgängers erhalten. Lediglich die Kabine wurde verlängert und der Aufbau um das vordere Gerätefachsegment gekürzt und insofern modifiziert, als dass es ein wenig dem Stuttgarter Vorbild entsprach, das in diesem Jahr auf der Interschutz in Hannover vorgestellt wurde. Einige neue Details am Modell, wie die stilisierten Astabweiser an der Kabine, das handführbare Strahlrohr auf dem Kabinendach sowie ein paar neue Anbauteile am Fahrgestell machten letztlich das Finish aus.

UPDATE 21.01.2024
Seit bereits geraumer Zeit existiert eine weitere überarbeitete Modellversion, die derzeit den aktuellen Entwicklungsstand des Fahrzeugs darstellt. Vor allem wurde hierbei der Aufbau soweit verlängert, dass er ein weiteres Cupboard fasst, während die Löschwassertanksektion um eine Noppe verkürzt wurde. Insgesamt wuchs der Aufbau (und damit auch der Radstand) um zwei auf schließlich 10 Noppen. Zudem wurden die Anbauteile am Fahrgestell, die Tankabgänge sowie das Heck komplett neu gestaltet. Dabei erhielt das Fahrzeug auch eine Reflexbeklebung und einen mit einer diagonalen Warnschraffur versehenen Heckabschluss. Das Fahrerhaus blieb von den Überarbeitungen ausgeschlossen.
Zur Veranschaulichung und Vergleich habe ich die alte Galerie im Anschluss hieran noch in diesem Artikel belassen. Die bebilderte Überarbeitung folgt danach. Was sicher direkt auffällt ist, dass die Überarbeitung nun gestreckter und noch etwas mehr der Stuttgarter Vorlage entspricht.

6 Gedanken zu “TLF-W Typ N (Erprobungsfahrzeug)

  1. Lyse schreibt:

    Schön die Aufrüstungen zu sehen! Bei der ganzen Hitze hier sind diese auch bitter nötig. Ende Juli hatten wir hier n paar Kilometer entfernt auch einen Waldbrand.

    Heute ist Regen für den gesamten Tag vorhergesagt, aber bisher fiel kein einziger Tropfen. Just in dieser Sekunde geht’s aber los. \o/

    • farnheim schreibt:

      Oha, sowas geht echt fix. Hoffentlich hat die Wehr ihn schnell unter Kontrolle bringen können? Im Gegensatz zu den kürzlichen Unwettern im Süden und Osten Deutschlands fielen hier 0,0 mm Niederschlag. Wohl aber durch die (wieder) kühleren Nächte und dem sich wieder bildenden Tau ist die Waldbrandgefahr bei uns „nur“ bei Stufe 3.

      • Lyse schreibt:

        Ja, zum Glück haben die umliegenden Feuerwehren den Waldbrand recht schnell unter Kontrolle gehabt. Ich glaub morgens am selben Tag wurden vom Kreisbrandmeister die neuen Ausrücke- und Einsatzpläne für Waldbrände vorgestellt und am Abend konnten bzw. mussten sie direkt erprobt werden.

        Vermutlich hab ich den Anfang des Waldbrands sogar fotografisch festgehalten. Datum und Uhrzeit hauen jedenfalls hin. Mit dem Ort des Rauchaufstiegs bin ich mir allerdings nicht sicher, den kann ich beim besten Willen nicht zuordnen. Die grobe Richtung passt immerhin. Beim Drücken auf den Auslöser dachte ich jedenfalls, dass halt jemand auf einem Gartengrundstück Grünzeug abfackelt.

        https://lyse.isobeef.org/waldspaziergang-2022-07-26/25.jpg (26.jpg näher herangezoomt, aber auch nicht wirklich spektakulär)

        Viel Unwetter war hier in letzter Zeit auch nicht. Die Vorhersagen waren alle schlimmer, als es dann schlussendlich wurde. Die paar Regentropfen waren im Grunde vernachlässigbar.

        Wo schaust Du denn die Waldbrandstufe bei Dir in der Gegend nach? Die ganzen Feuerwehr- und Stadtwebsites zeigen da bei mir leider nur gähnende Leere – abgesehen von den sporadischen Meldungen zur Erhöhung der Stufe. Vom DWD find ich nur zu seinen Messstationen die Waldbrand-¹ und Graslandfeuerindizes². Die Stationen sind allerdings weiter weg von mir. An der nächsten Messstation werden für heute die Stufen 2 für den Wald und 3 für’s Grasland angegeben.

        ¹ https://www.dwd.de/DWD/warnungen/agrar/wbx/wbx_tab_alle_BW.html
        ² https://www.dwd.de/DWD/warnungen/agrar/glfi/glfi_tab_alle_BW.html

      • farnheim schreibt:

        Das kann sowohl ein kontrolliertes Feuer als auch der Ausbruch des Waldbrandes sein. Zum Glück hatte die Kräfte die Lage schnell unter Kontrolle. Wie schnell sowas ausser Kontrolle geraten kann, hat sich ja in Frankreich, Tschechien und zuletzt im Harz gezeigt.

        Zum Glück kam mittlerweile wieder einiges an Regen herunter. Wohl immer immer noch nicht genug, um sämtliche Tiefen im Boden zu erreichen. Aber immerhin.

        Da ich im Ruhrgebiet lebe und die Feld-, Wald- und Wiesengebiete hier recht überschau sind, schaue ich daher nur selten auf den aktuellen Waldbrandindex. Dann meist beim DWD (https://rcccm.dwd.de/DE/leistungen/waldbrandgef/waldbrandgef.html). Die Karten dort sind allerdings sehr grob in der Darstellung.

      • Lyse schreibt:

        Oh ja, das kann rasend schnell passieren. 😦

        Zwischenzeitlich hat es hin und wieder mal etwas geregnet, wenn auch bei weitem nicht genug. Die nächsten Tage sollen hier ein paar Liter Regen zusammenkommen. Mal gespannt, wie viel es am Ende dann tatsächlich werden. Wie heißt es so schön: Wer den Tropfen nicht ehrt, … 🙂

        Die Brandstufen schaue ich mir höchstens im Hochsommer an. Und dann auch nur aus reinem Interesse, um zu wissen, wie schlimm die Lage aussieht. Genau, diese Karten kenne ich auch auch, leider sind sie aber arg winzig und daher nicht zu gebrauchen. Trotzdem vielen Dank Dir!

  2. Lyse schreibt:

    Hui, wie die Zeit vergeht! :-O

    Deine Weiterentwicklung gefällt mir. Geländegängige Fahrzeuge sind ja meine absoluten Lieblinge. Ob in echt oder als Modell, die sehen einfach klasse aus. 🙂

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